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Brüder im Geiste


Toni Schneiders und Peter Keetman - zwei Pioniere der fotografischen Nachkriegsmoderne Deutschlands. Beide eint der moderne Wille zu Gestaltung und Abstraktion auf der einen sowie ein humanistischer Weltbezug auf der anderen Seite. 

Sie teilten die Motivwelt ihres unmittelbaren Lebensumfeldes im Alpenvorland und das Bildinteresse am Einfachen und Naheliegenden. Während Toni Schneiders sein fotografisches Repertoire auf Reisen in alle Welt erweiterte und seine Fotografie sich durch Humor und Einfühlungsvermögen gegenüber dem Menschlichen auszeichnet, widmet sich der Peter Keetman unermüdlich dem fotografischen Experiment wie den meisterhaften Lichtpendelschwingungen. 

1949 schlossen sich Keetman und Schneiders den jungen Wilden der Gruppe fotoform an, die inspiriert von der Vorkriegsavantgarde eine aktuelle Bildsprache der Fotografie entwickelte. Ihr künstlerisches Programm basierte auf formaler Reduktion, auf der gestalterischen Kraft des Lichts und der Subjektivität individueller Welterfahrung. 

Diese Zeit des Aufbruchs und das künstlerische Umfeld der fotoform waren Ursprung der lebenslangen Künstlerfreundschaft zwischen Peter Keetman und Toni Schneiders. Auch als in den folgenden Jahren freie Arbeiten und angewandte Auftragsfotografie zunehmend ineinander griffen, blieben die Beiden im künstlerischen und privaten Austausch. Davon zeugen zahlreiche Briefe von Lindau an den Chiemsee und zurück, sowie gegenseitige Porträtaufnahmen.

Toni Schneiders (1920-2006), Fotografenlehre in Koblenz bis 1939, unmittelbar darauf als Frontberichterstatter eingezogen. 1948 eröffnet Schneiders ein Fotostudio in Lindau. 1949 wird er Gründungsmitglied der Gruppe „fotoform“ und wird in diesem Kontext und in den Ausstellungen zur „subjektiven fotografie“ im In- und Ausland vielfach ausgestellt. In Merian veröffentlicht er erste Reisefotografien und unternimmt seit 1952 langandauernde Reisen unter anderem nach Äthiopien, Skandinavien, in den Mittelmeerraum und Südostasien. Seine Fotografien erscheinen in fast 200 Bildbänden.

Peter Keetman (1916-2005), Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München 1935-1937. 1940 Einberufung zum Kriegsdienst aus dem Keetman als Invalide zurückkehrt. Meisterkurs an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München 1948, Assistenz bei Adolf Lazi in Stuttgart. Auch Keetman ist 1949 Gründungsmitglied der Gruppe „fotoform“ und der Bewegung „subjektive fotografie“, publiziert und stellt in diesem Kontext aus. Er ist in vielen Feldern der Fotografie tätig – hält den Wiederaufbau Münchens fest, arbeitet verborgene Strukturen von Landschaft und Naturerscheinung heraus und übersetzt die Dynamik der Wirtschaftswunderzeit in abstrakte Bilder. 1953 entsteht die Serie Eine Woche im Volkswagenwerk.