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Peter Keetman Gestaltete Welt Retrospektive


Museum Folkwang Essen


Das Werk Peter Keetmans (1916-2005) nimmt einen zentralen Platz in der fotografischen Nachkriegsmoderne Deutschlands ein. Wie es der Titel der Ausstellung Gestaltete Welt zum Ausdruck bringt, führt es zwei zentrale Strömungen dieser Jahre zusammen. Auf der einen Seite den modernistischen Willen zur Form, zur Gestaltung, zum Experiment und zur Abstraktion, auf der anderen Seite einen humanistischen Weltbezug und die Hinwendung zum Wiederaufbau, zur Stadt, zur Natur, bis hin in ihre elementaren Bausteine. Diese große Retrospektive, ausgerichtet vom Museum Folkwang und der Stiftung F.C. Gundlach, zeigt, wie diese beiden Strömungen im Werk Keetmans fließend ineinander übergehen.

Untrennbar verbunden mit Fotografie und Biografie Keetmans ist aber auch die deutsche Geschichte. Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal in dieser Breite frühe Arbeiten des jungen Fotografen in der Sichtweise der Neuen Sachlichkeit, Aufnahmen aus dem München der Nazizeit und Fotografien vom Krieg gegen die Sowjetunion, aus dem Keetman als Invalide zurückkehrt.

Ende der 1940er Jahre streift Keetman das Altväterliche seiner Ausbildungsjahre in München und bei Adolf Lazi in Stuttgart ab. Keetman gehört fortan zu den jungen Wilden der Gruppe fotoform, die, inspiriert von den Experimenten der Vorkriegsavantgarden, eine neue Sprache der Fotografie entwickeln wollen, basierend auf formaler Reduktion, auf der gestalterischen Kraft des Lichts und der Subjektivität individueller Welterfahrung. Zusammen mit Otto Steinert und den anderen Mitstreitern von fotoform steht Peter Keetman für den Aufbruch der Fotografie.

Die Retrospektive zeigt im Detail die spannende Entwicklung in der deutschen Fotografie der späten 1940er und 1950er Jahre. Sichtbar wird darüber hinaus, wie Peter Keetman jeglichem Formalismus entkommt, indem er auf vielen Feldern der Fotografie tätig ist - den Wiederaufbau Münchens festhält, die verborgenen Strukturen von Landschaft und Naturerscheinung herausarbeitet, in den kleinsten Details das Spiegelbild des großen Ganzen entdeckt und die Dynamik der Wirtschaftswunderzeit in abstrakte Bilder übersetzt.

Seiner berühmten Serie im Wolfsburger Volkswagenwerk von 1953 und den „Schwingungen“– Keetmans großartiger Signatur im Geschichtsbuch der experimentellen Fotografie – widmet die Ausstellung jeweils ein eigenes Kapitel. Aber auch das spannende Ineinandergreifen von freier Fotografie und angewandtem Auftrag ist Gegenstand der Ausstellung, die uns eine zentrale Figur der Nachkriegsfotografie in ihren vielen Facetten entdecken lässt.

Diese Retrospektive entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung F.C. Gundlach, die einen großen Teil des Nachlasses besitzt. Andere Teile des Nachlasses befinden sich in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang.

Eine Ausstellung des Museum Folkwang und der Stiftung F.C. Gundlach