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FISCH. GEMÜSE. WERTPAPIERE.
Fide Struck fotografiert Hamburg 1930-33


Altonaer Museum
22.01. - 23.11.2020


Eröffnung 21. Januar 19 Uhr


Markante Portraits und ungewöhnliche Perspektiven zeichnen die Bilder des Fotografen Friedrich „Fide“ Struck (1899-1976) aus, der in den frühen 1930er Jahren die Arbeit im Hafen, die Bauern im Hamburger Umland, aber auch die Händler an der Hamburger Börse festgehalten hat. Nachdem seine Fotografien erst 2015 in einem alten Holzkoffer wiederentdeckt wurden, werden die Arbeiten des Autodidakt und Arbeiterfotografen jetzt vom Altonaer Museum in Zusammenarbeit mit der Stiftung F.C. Gundlach zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentiert. Der komplette Bestand von Strucks Oeuvre wird in Kürze in das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk-Bildagentur) aufgenommen.

Vor allem in Hamburg und Altona fotografierte Fide Struck in den Jahren zwischen 1930 und 1933 die Arbeiten im Hafen, in der Fischauktionshalle und den Fischräuchereien, die Bauern auf dem Gemüsemarkt an den Deichtorhallen und schließlich den Handel an der Hamburger Börse. Seine Fotos bestechen zum einen durch ihre Nüchternheit im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ und des „Neuen Sehens“, besitzen aber in ihrer Empathie für die Welt der einfachen Arbeiter und Bauern auch einen politischen Charakter.

Unter dem NS-Regime wurde diese sozialkritisch motivierte Arbeiterfotografie zunehmend gefährlich. Struck fokussierte sich mehr und mehr auf unpolitische Sujets, nach 1934 fotografierte er nur noch seine Familie. Die Glasnegative seiner Arbeiten verwahrte er in einem Holzkoffer, der ihn in den Wirren des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit von Berlin über Hamburg nach Stuttgart und letztendlich wieder nach Berlin begleitete. Dort lagerte der Koffer über Jahrzehnte in einem Keller, bis Fides Sohn, Thomas Struck, den historisch spektakulären Inhalt im Jahr 2015 entdeckte und sichtete.

Fide Strucks Biografie ist zunächst von seiner Begeisterung für die Jugendbewegung und den Idealen der Lebensreform der 1920er Jahre geprägt. Ab 1924 lernte er das Fotografieren in Gildenhall, in einer vom Werkbund und vom Bauhaus beeinflussten Gemeinschaft von Kunsthandwerkern im Norden Brandenburgs. Als sich diese Handwerksgemeinschaft 1929 auflöste, hatte Struck mitten in der Weltwirtschaftskrise Glück im Unglück. Als Fotograf einer Siedlungsgesellschaft dokumentierte er deren Bautätigkeiten und konnte auf diesem Weg seinen Lebensunterhalt bestreiten. Daneben fotografierte er freiberuflich zahlreiche Reportagen, in denen er sich als Arbeiterfotograf dem Alltag der Menschen in Betrieben, auf Märkten und in den Straßen näherte.

Die wiederentdeckten Fotografien Strucks sind in ihrer herausragenden fotografischen Qualität und ihrem exzellenten Erhaltungszustand ein kleiner Schatzfund. Sie legen Zeugnis ab von der bildsprachlichen Entwicklung des Mediums Fotografie zwischen 1918 und 1933 und erlauben einen besonderen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen in Hamburg und Altona in den späten 1920er Jahren.

Eine Ausstellung des Altonaer Museums in Zusammenarbeit mit der Stiftung F.C. Gundlach

Stiftung Historische Museen Hamburg
Altonaer Museum
Museumsstr. 23
22765 Hamburg

Öffnungeszeiten
Mo, Mi - Fr 10 - 17 Uhr
Sa, So 10 - 18 Uhr