Objekt des Monats: Gundlachs Glasplatten
Vor genau einem Jahr begann unsere Rubrik mit einer Glasplatte aus Frankreich. Zum kleinen Jubiläum kehren wir zu diesem Medium zurück – diesmal mit zwei ganz besonderen Stücken aus unserem Archiv: Glasplattennegative von F.C. Gundlach, die seine Eltern zeigen.
Die Porträts von Heinrich und Katharina Gundlach sind nicht nur familiäre Zeugnisse, sondern frühe Beispiele seines fotografischen Blicks. Aufgenommen wurden sie auf Glasplatten – ein Verfahren, das höchste Sorgfalt verlangt: Lichtempfindliche Emulsion auf Glas, schwere Kameras, kein Raum für Zufall. Die spiegelt sich auch in der Inszenierung wider.
Heinrich Gundlach erscheint in bürgerlicher Strenge: sitzend im Sessel, mit Brille in der einen, Zeitung in der anderen Hand. Die sichtbaren Schlagzeilen der „Neue Zeitung“ lassen eine Datierung um 1948/49 vermuten. Die Kleidung – Fischgrätjacke, Krawatte – und die detailarme Umgebung zeichnen das Bild eines ernsten Patriarchen.
Das Porträt von Katharina Gundlach wirkt weicher und fast sakral. Die Pose – gesenkter Blick, gefaltete Hände – erinnert an ein Marienbildnis. Im Hintergrund ein Rosenstrauß, auf dem Tisch stehen eine Keramikvase und ein Buch. Ein stilles, andächtiges Gegenbild zum Vater.
Mit diesen beiden Glasplatten öffnet sich ein intimer Blick auf F.C. Gundlachs Herkunft – und zugleich auf sein fotografisches Gespür: Für Haltung, Atmosphäre und Inszenierung.