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Andreas Herzau (1962–2024)

Wir trauern um den Fotografen Andreas Herzau, der am 6.2.2024 im Alter von 61 Jahren verstorben ist.

Als Bildjournalist fühlte sich Andreas Herzau verpflichtet, das Gesehene für die Welt in neuer Weise sichtbar zu machen. Dabei stand er vor allem für eine freie, objektive Berichterstattung ein. Andreas Herzau startete seine zunächst der Schrift verpflichtete berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Schriftsetzer und durchlief anschließend Stationen als Volontär bei Konkret und als Redakteur bei der Hamburger Rundschau, bevor er Anfang der 1990er Jahre mit großem Erfolg zur Fotografie wechselte. Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete er 1991 in Hamburg die Fotoagentur SIGNUM FOTOGRAFIE und bereiste im Rahmen dieser Zusammenarbeit unter anderem den afrikanischen Kontinent, um über die dortigen Krisen und Kriege zu berichten, die bis zum heutigen Tag die Ursachen für Flucht und Vertreibung bilden.

Seinen Fokus auf gesellschaftspolitische Missstände behielt er als freier Fotograf fortan bei und deckte auch in der eigenen, westlichen Welt bestehende Ungerechtigkeiten auf. Mit seinen Fotografien war er stets dicht an den Menschen dran, den Bildgegenstand dabei oft dynamisch im Anschnitt ins Bild setzend. So fotografierte er z.B. die Love Parade in Berlin (1999), New York vor und nach 9/11 (2000-2002) und erstellte eine subjektive Bestandsaufnahme des Lebens in Deutschland 15 Jahre nach der Wiedervereinigung (2006).

Die Qualität seiner fotografischen Arbeit zeigt sich in der subjektiv-authentischen Charakterdarstellung ganzer Städte und Länder. Andreas Herzau vermochte es, die Stimmung einer Gesellschaft widerzuspiegeln. Für ihn war Fotografie eine Form der Recherche und Anteilnahme. Mithilfe seiner Fotos spürte er unterschwellig lauernden Konflikten nach und wies zugleich auf deren mögliche Konsequenzen hin. Dieses Engagement wurde mit zahlreichen Preisen honoriert, zuletzt mit dem Preis für die beste politische Fotografie des Jahres 2017.

Andreas Herzau war darüber hinaus Mitbegründer und Vorstandsmitglied der laif Genossenschaft der Fotograf:innen. Vor dem Hintergrund seines theoretischen sowie praktischen Wissens im Bereich der Fotografie war er auch als Hochschuldozent sehr angesehen.

Mit seinem Ableben hinterlässt er ein umfangreiches fotografisches Œuvre, das durch Authentizität und Zeitzeugenschaft besticht. Die Stiftung F.C. Gundlach nimmt sich nun der verantwortungsvollen Aufgabe an, Andreas Herzaus komplexes Werk fortan zu bewahren und zu pflegen. Wir verabschieden uns von einem großartigen Fotografen und einem langjährigen Freund.