Menü

Biografie

Franz Christian Gundlach, besser bekannt als F.C. Gundlach, (* 16. Juli 1926 in Heinebach, † 23. Juli 2021 in Hamburg) war ein deutscher Fotograf, Galerist, Sammler, Hochschullehrer, Kurator und Stifter. Im September 2003 wurde er zum Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg berufen.

Seine Modefotografien der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre, die sich immer wieder mit gesellschaftlichen Phänomenen und aktuellen Strömungen in der Bildenden Kunst auseinandersetzten, sind vielfach zu Ikonen geworden, haben ihren Entstehungskontext hinter sich gelassen und ihren Weg in Museen und Sammlungen gefunden.

Als Modephotograph, der sich des aufzeichnenden Mediums für seine Inszenierungen bedient, muss der Photograph ganz in seiner Zeit leben, denken und fühlen. Modephotographien sind immer Interpretationen und Inszenierungen. Sie reflektieren und visualisieren den Zeitgeist der Gegenwart und antizipieren denjenigen von morgen. Sie bieten Projektionsflächen zur Identifikation an, aber auch für Träume, Wünsche und Sehnsüchte. Und doch sagen Modephotographien oft mehr über eine Zeit aus, als Dokumentarphotographien, die vorgeben, Realität abgebildet zu haben.

F.C. Gundlach in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung F.C. Gundlach. Das fotografische Werk im Martin-Gropius-Bau Berlin 2009

Bis ins hohe Alter war F.C. Gundlach aktiv: als Produzent renommierter nationaler und internationaler Ausstellungsprojekte, Förderer junger Fotografietalente, Bewahrer außerordentlicher fotografischer Nachlässe sowie Berater und Visionär im Sinne des Mediums Fotografie.

Vita

  • 16. Juli 1926: in Heinebach (Hessen) geboren

  • seine Eltern Heinrich Gundlach (1894–1954) und Katharina Gundlach, geb. Nöding (1896–1968) führen die Gastwirtschaft Zum Löwen in Heinebach
     
  • 1929: Geburt des Bruders Gerhard (gest. 2006)

  • 1936: erhält seine erste Kamera, eine Agfa-Box mit Selbstauslöser

  • 1938: Einrichtung einer Dunkelkammer

  • 1936 bis 1943: Jacob-Grimm-Gymnasium, Rotenburg/Fulda
  • 15. Juni 1947 bis 30. Juni 1949: Ausbildung zum Fotografen an der Privaten Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst bei Rolf W. Nehrdich in Kassel

  • 1949 bis 1953: Tätigkeit als Assistent in verschiedenen Studios in Wiesbaden (28. Juli bis 15. September 1949 als Operateur in den Hollywood-Studios unter Photo-Labor Ernst O. Keller) 

  • 16. September 1949 bis 31. Dezember 1950: Assistent bei Ingeborg Hoppe in Stuttgart

  • bis 1953: freie Assistenz bei Harry Meerson in Paris

  • ab 1949: Veröffentlichungen in Funk- und Fernsehzeitschriften wie Film-Revue, Funk-Illustrierte und Gong, darunter Starporträts, Reportagen und Modeberichte in Illustrierten wie Elegante Welt, Film und Frau und Stern

  • 1950: erste Einreise nach Frankreich

  • 1951: 27. Oktober bis 27. November Ausstellung F.C. Gundlach in der Librairie Jean Robert, Paris

  • 1. August 1952: Gewerbe-Anmeldung bei der Stadt Stuttgart als „Bildjournalist“

  • 1952: Gründung des Studio 50 mit Hans Dieter Schmoll und Horst Jerichow

  • 1952: Veröffentlichungen in Rundfunk- und Modemagazinen, auch unter den Pseudonymen Fenner-Foto und Davidis, Werbeaufnahmen für Heinzelmann und andere Auftraggeber

  • 1953: Beginn der intensiven Zusammenarbeit mit Film und Frau, für die er bis 1966 mehr als 100 Titelbilder und über 2500 Seiten im redaktionellen Modeteil fotografiert

  • 1954: Anmeldung Zweitwohnsitz in Hamburg und 1956 endgültige Übersiedlung

  • 1954 bis 1966: neben der Tätigkeit für Film und Frau auch Aufträge für Constanze, Stern, Quick und andere Magazine; zudem Werbeaufnahmen für Jobis, Maris, IWS und Pelzfirmen wie Saga, Thompson und Berger

  • ab 1955: Zusammenarbeit mit der Deutschen Lufthansa, darunter Aufnahmen auf dem Eröffnungsflug der Nordamerikalinie der Deutschen Lufthansa sowie auf dem Eröffnungsflug Südamerika mit der Super Constellation und vielen weiteren Flügen

  • 1963: Beginn der intensiven Zusammenarbeit mit der Brigitte, für die er bis 1986 mehr als 180 Titelbilder und über 5500 Seiten redaktionellen Modeteil fotografiert

  • 1966: Exklusivvertrag mit der Brigitte

  • 1966 bis 1986: Locationreisen nach Afrika, Asien, Nord- und Südamerika

  • neben der Tätigkeit für Brigitte weiterhin Veröffentlichungen in Annabelle, Revue und anderen Zeitschriften

  • Werbeaufnahmen für Falke Fashion, Van Delden, Sinz und andere

  • 1967: Gründung der Firma CC (Creative Color GmbH)

  • 1971: Gründung der Firma PPS. (Professional Photo Service) als Dienstleistungsunternehmen für Fotografen mit Schwarzweiß- und Farblaboren, Rent-Service, Mietstudios und eigener Fachbuchhandlung

  • 1976: Gründung der PPS. Galerie F.C. Gundlach, einer der ersten Fotogalerien in Deutschland und dort bis 1992 Präsentation von rund 100 thematischen und monografischen Ausstellungen

  • 1988: Berufung als Professor an die Hochschule der Künste Berlin

  • ab 1989: Kurator für fotohistorische und fototheoretische Ausstellungen

  • 1992: Verkauf der Firmengruppe PPS.

  • 1993: Gründung des Arbeitskreises Photographie in Hamburg, Veranstaltung von Ausstellungen und Symposien

  • 1999: Initiator der Triennale der Photographie in Hamburg

  • 2000: Gründung der Stiftung F.C. Gundlach mit dem Ziel, die seit 1975 aufgebaute Sammlung zum "Bild des Menschen in der Photographie" sowie das eigene Werk zu pflegen, wissenschaftlich zu bearbeiten und auszubauen

  • 2002: 2. Triennale der Photographie in Hamburg unter dem Motto Reality-Check
     
  • 2003: Berufung zum Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg

  • 2003: Übergabe der Sammlung "Das Bild des Menschen in der Photographie" als Dauerleihgabe an die Freie und Hansestadt Hamburg

  • 2004: Umbau der südlichen Deichtorhalle

  • 2005: 3. Triennale der Photographie unter dem Motto Archiv der Gegenwart

  • 2005: Wiedereröffnung des Hauses der Photographie mit der Ausstellung Martin Munkacsi – Think while you shoot! 

  • 2008: 4. Triennale der Photographie unter dem Motto Say Cheese

  • 2008: große Retrospektive zum Werk F.C. Gundlachs im Haus der Photographie

  • 2011: 5. Triennale der Photography unter dem Motto Crossing Boundaries

  • 2015: Das Medium ist berechtigt, Denkanstöße zu geben, CFA Contemporary Fine Arts, Berlin

  • 2015: 6. Triennale der Photographie unter dem Motto The Day Will Come

  • 2016: Peter Keetman-Retrospektive Gestaltete Welt im Museum Folkwang Essen und im Haus der Photographie Hamburg

  • 16. Juli 2016: Feier des 90. Geburtstags
  • 2017: Peter Keetman-Retrospektive Gestaltete Welt im Kunstfoyer München

  • 2018: 7. Triennale der Photographie unter dem Motto Breaking Point. Searching for Change

  • 23. Juli 2021: in Hamburg verstorben

 Ehrungen und Preise

  • 1972: Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh)

  • 1976 bis 1996: Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

  • 1976 bis 1987: Vorstand des Bundes Freischaffender Foto-Designer (BFF)

  • 1980: Berufung als Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA)

  • 1988: Ehrenvorstand des Bundes Freischaffender Foto-Designer (BFF)

  • 1996: Goldene Ehrennadel der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

  • 1997: Bundesverdienstkreuz am Bande

  • 1998: Goldene George-Eastman-Medaille für hervorragende Verdienste um die deutsche Fotografie

  • 2000: Ehrenprofessur der Hochschule für bildende Künste Hamburg

  • 2000: Berufung in die Freie Akademie der Künste in Hamburg

  • 2000 bis 2003: Vorsitzender des Kuratoriums Deutsches Centrum für Photographie Berlin

  • 2001: Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

  • 2006: Medaille für Kunst und Wissenschaft der Hamburger Bürgerschaft

  • 2008: Ehrenbürger der Gemeinde Alheim/Heinebach

  • 2009: Forum-Preis der Textilwirtschaft

  • 2011: Kulturpreis des Landes Hessen

  • 2012: Henri-Nannen-Preis