Peter Keetman. Gestaltete Welt. Ein fotografisches Lebenswerk
Haus der Photographie Hamburg
17. November 2015 bis 12. Februar 2016
Das Werk Peter Keetmans (1916-2005) nimmt einen zentralen Platz in der fotografischen Nachkriegsmoderne Deutschlands ein. Wie es der Titel der Ausstellung Gestaltete Welt zum Ausdruck bringt, führt es zwei zentrale Strömungen dieser Jahre zusammen. Auf der einen Seite den modernistischen Willen zur Form, zur Gestaltung, zum Experiment und zur Abstraktion, auf der anderen Seite einen humanistischen Weltbezug und die Hinwendung zum Wiederaufbau, zur Stadt, zur Natur, bis hin in ihre elementaren Bausteine. Diese große Retrospektive, ausgerichtet von der Stiftung F.C. Gundlach und vom Museum Folkwang, zeigt, wie diese beiden Strömungen im Werk Keetmans fließend ineinander übergehen.
Untrennbar verbunden mit Fotografie und Biografie Keetmans ist aber auch die deutsche Geschichte. Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal in dieser Breite frühe Arbeiten des jungen Fotografen in der Sichtweise der Neuen Sachlichkeit, Aufnahmen aus dem München der Nazizeit und Fotografien vom Krieg gegen die Sowjetunion, aus dem Keetman als Invalide zurückkehrt.
Ende der 1940er Jahre streift Keetman das Altväterliche seiner Ausbildungsjahre in München und bei Adolf Lazi in Stuttgart ab. Keetman gehört fortan zu den jungen Wilden der Gruppe fotoform, die, inspiriert von den Experimenten der Vorkriegsavantgarden, eine neue Sprache der Fotografie entwickeln wollen, basierend auf formaler Reduktion, auf der gestalterischen Kraft des Lichts und der Subjektivität individueller Welterfahrung. Zusammen mit Otto Steinert und den anderen Mitstreitern von fotoform steht Peter Keetman für den Aufbruch der Fotografie.
Die Retrospektive zeigt im Detail die spannende Entwicklung in der deutschen Fotografie der späten 1940er und 1950er Jahre. Sichtbar wird darüber hinaus, wie Peter Keetman jeglichem Formalismus entkommt, indem er auf vielen Feldern der Fotografie tätig ist - den Wiederaufbau Münchens festhält, die verborgenen Strukturen von Landschaft und Naturerscheinung herausarbeitet, in den kleinsten Details das Spiegelbild des großen Ganzen entdeckt und die Dynamik der Wirtschaftswunderzeit in abstrakte Bilder übersetzt.
Seiner berühmten Serie im Wolfsburger Volkswagenwerk von 1953 und den „Schwingungen“– Keetmans großartiger Signatur im Geschichtsbuch der experimentellen Fotografie – widmet die Ausstellung jeweils ein eigenes Kapitel. Aber auch das spannende Ineinandergreifen von freier Fotografie und angewandtem Auftrag ist Gegenstand der Ausstellung, die uns eine zentrale Figur der Nachkriegsfotografie in ihren vielen Facetten entdecken lässt.
Diese Retrospektive ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit von Museum Folkwang und Stiftung F.C. Gundlach. Aus den Archiven der beiden Institutionen – die Stiftung F.C. Gundlach hält wesentliche Teile des Nachlasses und die Bildrechte Peter Keetmans während die Fotografische Sammllung des Museum das Negativ-Archiv und eine große Zahl von Arbeitsabzügen sowie frühe Ausstellungsabzüge verwaltet – konnte ein vollständiger Überblick über das Lebenswerk Peter Keetmans zusammengestellt werden.
Eine Ausstellung der Stiftung F.C. Gundlach und des Museum Folkwang.