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TONI SCHNEIDERS & PETER KEETMAN

 

Brüder im Geiste

 

Städtische Galerie in der Badstube
08. Juli bis 18. September 2022

 

Im September 1949 riefen sechs gleichgesinnte deutsche Fotografen die legendäre avantgardistische Gruppe „fotoform“ ins Leben. Unter ihnen waren Peter Keetman (1916-2005) und Toni Schneiders (1920-2006), die an Chiemsee und Bodensee eine neue Sprache der Fotografie erfanden. Beide setzten stilistische Mittel wie Licht und Perspektive mutig ein, vor allem in ihren Landschaften und Naturstudien sind sich ihre Aufnahmen sehr nah. Der Fotografie den Mut zur Gestaltung zurück zu geben, mit dem Konservatismus zu brechen und etwas Neues überzeugend zu bieten, lautete der Tenor der Nachkriegsmoderne Deutschlands. Viele ihrer Motive sind zu fotografischen Ikonen geworden und haben sich unter dem Begriff „Subjektive Fotografie“ in das kollektive Bildgedächtnis eingegraben.

Toni Schneiders und Peter Keetman - zwei Pioniere der fotografischen Nachkriegsmoderne Deutschlands. Beide eint der moderne Wille zu Gestaltung und Abstraktion auf der einen sowie ein humanistischer Weltbezug auf der anderen Seite. Sie teilten die Motivwelt ihres unmittelbaren Lebensumfeldes im Alpenvorland und das Bildinteresse am Einfachen und Naheliegenden.

Toni Schneiders war zudem weltweit unterwegs und seine Menschen- und Reisebilder zeichnen sich durch Humor und Einfühlungsvermögen gegenüber dem Menschlichen aus. Bei aller Reiselust war er aber doch bodenständig: „Viele Länder habe ich bisher bereist – aber ebenso gern kehre ich wieder zu meiner Familie und an den Bodensee zurück – den ich immer wieder in Bildern zu schildern versuche, als Dank dafür, dass ich hier leben darf.“ (Toni Schneiders)

Freund und Kollege Peter Keetman widmete sich dem fotografischen Experiment wie der Abstraktion beispielsweise in seinen meisterhaften Lichtpendelschwingungen. „Was die Fotografie mir erschließt, sind Gesetze und Schönheiten. Je tiefer ich fotografierend in die Materie eindringe, um so größere Welten tun sich auf.“ (Peter Keetman)

Die Freundschaft der beiden Pioniere hielt ein Leben lang, auch als später freie Arbeiten und angewandte Auftragsfotografie zunehmend ineinandergriffen. Davon zeugen zahlreiche Briefe von Lindau an den Chiemsee und zurück sowie gegenseitige Porträtaufnahmen. In stetigem Austausch über fotografische Themen blieben sie immer neugierig auf neue Motive – von der weiten Alpenlandschaft bis zur Lichtreflektion im kleinen Wassertropfen auf einem Blatt.

Toni Schneiders (1920-2006), Fotografenlehre in Koblenz bis 1939, unmittelbar darauf als Frontberichterstatter eingezogen. 1948 eröffnet Schneiders ein Fotostudio in Lindau. 1949 wird er Gründungsmitglied der Gruppe „fotoform“ und wird in diesem Kontext und in den Ausstellungen zur „subjektiven fotografie“ im In- und Ausland vielfach ausgestellt. In Merian veröffentlicht er erste Reisefotografien und unternimmt seit 1952 langandauernde Reisen unter anderem nach Äthiopien, Skandinavien, in den Mittelmeerraum und Südostasien. Seine Fotografien erscheinen in fast 200 Bildbänden.

Peter Keetman (1916-2005), Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München 1935-1937. 1940 Einberufung zum Kriegsdienst aus dem Keetman als Invalide zurückkehrt. Meisterkurs an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München 1948, Assistenz bei Adolf Lazi in Stuttgart. Auch Keetman ist 1949 Gründungsmitglied der Gruppe „fotoform“ und der Bewegung „subjektive fotografie“, publiziert und stellt in diesem Kontext aus. Er ist in vielen Feldern der Fotografie tätig – hält den Wiederaufbau Münchens fest, arbeitet verborgene Strukturen von Landschaft und Naturerscheinung heraus und übersetzt die Dynamik der Wirtschaftswunderzeit in abstrakte Bilder. 1953 entsteht die Serie Eine Woche im Volkswagenwerk.

Die Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung F.C. Gundlach.

Städtische Galerie In der Badstube
Lange Gasse 9
88239 Wangen im Allgäu
07522740
info@wangen.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 14 - 17 Uhr
Samstag 11 - 17 Uhr
Sonn- und Feiertag 14 - 17 Uhr